"Ich verfüge nach Antrag", Luitpold
Mit diesem administrativen Kürzel, gefolgt von seiner persönlichen Unterschrift nebst Titel, trug Luitpold, “des Königreichs Bayern Verweser” im Juli 1897 das Seine zur Gründung unserer Schule als “eine in der Stadt Würzburg als öffentliche Lehranstalt anzuerkennende erweiterte Fortbildungsschule für sonntagsschulpflichtige Mädchen” bei. Es hieße der Gründung unserer Schule unverhältnismäßige Bedeutung beizumessen, wenn man aus dem bloßen Vollziehungsstrich der damaligen politischen Spitze Bayerns unter die von subalternen Kultusministerialen vorbereitete Urkunde folgern würde, die erweiterte Fortbildungsschule für Mädchen in Würzburg habe zur Jahrhundertwende bayernweit Modellcharakter besessen.
Ein auf die scheinbaren Bedürfnisse von Mädchen und jungen Frauen zugeschnittener Schultyp, die nach der siebenjährigen Volksschule ihre beruflichen Chancen jenseits der Sonntagsschule verbessern wollten, existierte als “Handelslehranstalt für Frauenzimmer” bereits eine gute Generation früher sehr erfolgreich in anderen Kreisen des Königreichs Bayern, zuerst als private Schule, dann auch in kommunaler Trägerschaft, in München, Augsburg und Nürnberg. Wieso aber diese Verpätung in Würzburg?
Mit den drei größten bayrischen Städten ist das industrielle Dreieck M-A-N des Königreichs beschrieben, innerhalb dessen sich der Wandel von einer agrarisch zur industriell geprägten Wirtschaftsform, fast gleichzeitig auch ein von vielen als harsch empfundener Übergang von einer traditionalen zu einer modernen Gesellschaft vollzog. Würzburg und sein näheres Umfeld blieben bis zur Reichsgründung von diesen Neuerungen weitgehend unberührt, wenngleich mit der Ost-West-Bahnverbindung eine schnelle Anbindung an den überregionalen Wirtschaftsraum Bayerns und zum Rhein-Main-Gebiet gegeben war.
Faksimile der Gründungsverfügung
Würzburg bleibt handwerklich-kleingewerblich geprägt und in ein agrarisches Umland eingebettet und hinkt, was seine industrielle Entwicklung anbetrifft, sogar hinter vergleichbaren unterfränkischen Städten wie Schweinfurt und Aschaffenburg hinterher. Während sich die Bevölkerung der unterfränkischen Metropole von der Öffnung für die Eisenbahn und dem gleichzeitigen Verlust seines linksmainischen Festungscharakters Mitte der 50er Jahre des 19. Jh. bis 1890 auf knapp 62.000 fast verdoppelt hatte, um dann in den folgenden beiden Jahrzehnten noch einmal um fast 30.000 zuzulegen, stieg die Zahl der Beschäftigten in Handel und Industrie in Würzburg zwischen 1855 und 1907 um 100%, während diese Beschäftigtengruppe in Schweinfurt um 166%, in Aschaffenburg sogar um 200% zunahm. Bedeutsamer noch als die bloße Zahl der im produktiven und tertiären Sektor Beschäftigten ist die Betriebsgröße, hier zu messen anhand der Zahl der Beschäftigten. Erst ein Betrieb von mehr als 20 Beschäftigten in der Produktion bedurfte damals einer eigenen Verwaltung, um dort einen oder mehrere Handlungsgehilfen dauerhaft und speziell mit der Erfassung und Dokumentation interner und externer Betriebsvorgänge betrauen zu müssen. Ein Blick auf die Betriebgrößenstatistik von 1895 zeigt für Würzburg ernüchternde Ergebnisse: 85% der Betriebe zählen hier weniger als 5 Beschäftigte, und nicht mal ein Prozent beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiter. Die metallverarbeitenden Betriebe Koenig & Bauer (Oberzell), die Noell’sche Waggonfabrik und I.M. Reinhardt Maschinenfabrik stellten in Würzburg die Ausnahme dar. Typisch und prägend für Würzburg war und blieb also bis zur Jahrhundertwende der oft handwerkliche Kleinstbetrieb, der für ein eigenes Bureau, geschweige denn Handlungsgehilfen keinen Bedarf hatte. Die Produktion für den überregionalen Markt im Fabriksystem bedingt die Unterwerfung der Produzierenden unter abstrakte Normen, die aufgrund ihrer Losgelöstheit von der sinnlichen Erfahrbarkeit der Arbeiter durch schriftliche Ordnungen fixiert werden mussten und nur so sanktionsfähig gemacht werden konnten.
Die reichseinheitliche Fixierung ab 1871 von Zeit (MEZ), Maß-, Gewichts- (m- kg- s) und Münzsystemen sollte die bisher gebräuchlichen, tradierten bzw. sinnlich erfahrbaren “Einheiten” wie Elle, Tagwerk, Scheffel, Heller ablösen. Die Einführung, vor aller aber die Durchsetzung der Normen war die Voraussetzung für die Optimierung von standardisierten Arbeitsabläufen in der Produktion, deren Planung, Organisation und Kontrolle wiederum den neuen Typus der Handlungsgehilfen in Verwaltung des Betriebs erforderte. Gruppen bis zu 7 Mitgliedern können ihre Kommunikation noch verbal regeln, größere Gruppen brauchen eine schriftlich fixierte Ordnung, sei es eine Fabrik-Ordnung oder sogar eine Bureau-Ordnung, wenn die Verwaltung der Normen, Kategorien und Rationalisierung ihrerseits eine Verwaltungsabteilung mit mehr als 5-7 Angestellten in der Fabrik bedingt.
Normenkongruenz der Produktion erfordert auch für die Verwaltung selbst einen einheitlichen Code, in dem die Normvorschriften niedergelegt wird: Konrad Duden versucht sich im Jahrzehnt unserer Schulgründung an der systematischen Orthographie des Wortvorrats (sic!) der deutschen Sprache. Nach Duden kann dieser Wortvorrat linguistisch auf Häufigkeit und Wiederholbarkeit von Zeichen, Lauten und Silben analysiert werden, um dann durch stenographische Standardisierung und Remingtons Schreibmaschine weiter entindividualisert zu werden. War noch der Übergang vom Handwerk zur Fabrik für die Fabrikarbeiterschaft mit der Erfahrung drastischer Disziplinierung der Fabrik-Ordnungen, Entfremdung sowie einer schmerzlichen Trennung zwischen Wohn- und Arbeitswelt verbunden, so müssen eine Generation später die Handlungsgehilfen - wie sich die Angestellten in der Verwaltung der Betriebe überwiegend selbst bezeichneten - eine gravierende Entwertung ihrer Tätigkeiten hinnehmen - weitgehend ohne sich dessen bewusst zu sein.
Der Sekretär besaß vormals Kenntnis aller Geheimnisse (frz.: secrets) seines Betriebs und war sich der Bedeutung seiner Stellung bewusst. Mit der industriellen Normierung und Entindividualisierung der Dokumentation von - geheimen oder öffentlichen - Betriebsvorgängen wird aber nunmehr eine beliebige Austauschbarkeit dieser Position angestrebt. Der ideale Sekretär neuen Typus ist eine bloße Maschine, die betriebliche Äußerungen seines Vorgesetzen effizient registriert, mechanisch dokumentiert und vorschriftsmäßig vor- und ablegt. Seine Arbeitsergebnisse sind rechtlich irrelevant, denn ihnen fehlt das entscheidende Kriterium der neuen Betriebs-Elite: der individuelle Namenszug des Entscheidungsbefugten. Zur Verdeutlichung des Paradigmawechsels mögen mittelalterliche Kaiserurkunden dienen: Urkunden aus dieser Zeit wurden von Spezialisten handschriftlich dem Herrscher zugeleitet, denen dieser mit einem bloßen Vollziehungsstrich durch das standardisierte Bild der Initialen seines Herrschernamens Rechtskraft verlieh. Nunmehr aber wird erst durch die individuelle, zwingend handschriftliche Unterschrift das typisierte, weil getippte, Geschäftsdokument rechtlich bindend.
Der Normalisierung der Sekretärsarbeit entspricht also die Ökonomie der individuellen Unterschrift unter ein Geschäftsdokument durch den Zeichnungsberechtigten. Der Handelnde zeichnet sich durch seine einzigartige Handschrift aus, der Handlungsgehilfe wird durch die Austauschbarkeit seiner normierten Kurz- oder Maschinenschrift entwertet. Unter Marktmechanismen erfordert die nahezu beliebige Austauschbarkeit von Handlungsgehilfen die Suche nach billigeren Arbeitskräften für deren Tätigkeiten: Wieso männliche Handlungsgehilfen zu 1.200 bis 1.600 Mark pro Jahr entlohnen, wenn Frauen sich entscheidend billiger anbieten mussten?
Der neue Beruf der Sekretärin war geboren, insbesondere wenn Zeitgenossen des späten 19., aber auch noch ausgehenden 20. Jh. Frauen eine habituelle Disposition zu bloß repetitiven Tätigkeiten unterstellen: “Die im Büro anfallenden schreibtechnischen, verwaltenden, ... und vielfach auch repräsentativen Arbeiten ... [sprächen] die Natur der Frau und damit ihr berufliches Interesse besonders an...” Der instrumentelle Charakter der Definintion von weiblichen Bedürfnissen, Begabungen und “Naturell” wird vom (männlichen) Kopf auf die Füße gestellt durch einen Blick auf die Einkommenssituation der vorwiegend kleinbürgerlichen Kreise der Würzburger Bevölkerung, die 1897 erstmals ihre Töchter nach der siebenjährigen Volksschule an die Erweiterte Fortbildungsschule für Mädchen sandte.
Um 1900 betrug der Jahresverdienst von qualifizierten Arbeitern in Würzburg zwischen 1.200 und 1.600 Mk. Ihnen gleichzusetzen waren einfache Beamte und Privatangestellte. Mittlere Beamte und Privatbeamte konnten mit bis zu 400 Mk im Jahr mehr rechnen. Wenn man für die reine Ernährung einer vierköpfigen Familie ca. 1.000 Mk, für die Miete einer sehr einfachen Wohnung weitere 200 Mk veranschlagt, Kleidung, Körperpflege sowie Gesundheitsvorsorge nicht außen vor läßt, so lässt sich mit Schönhoven feststellen, dass “eine vierköpfige Familie ... also nur dann ihren Lebensunterhalt einigermaßen bestreiten [konnte], wenn ihr Haushaltsbudget durch Nebenverdienste des Familienvaters, durch Zusatzverdienste von Frau und Kindern oder durch Untervermietung der ohnedies oft sehr beschränkten Wohnfläche aufgebessert wurde..” Um die oft nur subjektive Abgrenzung zwischen Arbeiterschaft und Privatbeamten auch materiell aufrechterhalten zu können waren die Kinder, besonders aber die Tochter gefordert, zum Familieneinkommen entscheidend beizutragen. Der Abstand nach oben, zu den höheren Töchtern, blieb unerreichbar. Jene konnten sich eine zweckfreie Weiterbildung auf Familienkosten leisten mit. Dort oben hatte die Familie einem standesgemäßen Ehegatten mit der entsprechenden Mitgift einen entsprechenden Versorgungsausgleich zu leisten. Hienieden wurde immer noch eine entsprechend verminderte Mitgift für zu verheiratende Töchter erwartet, aber wovon?
Ein berufliche Tätigkeit im Fabriksystem hätte die Tochter als Handelsobjekt entscheidend entwertet, sie mit dem Proletariat gleichgestellt. Zudem waren in Würzburg die Stellen für junge Frauen in der Fabrik – wie bereits dargestellt – dünn gesät. Weiterbildung für junge Frauen aus der Mittelschicht war gefragt. Das war die eigentliche Geburtsstunde der Erweiternden Fortbildungsschule für Mädchen in Würzburg, deren Risiken als so groß angesehen wurden, dass zunächst kein Privatmann (!) dafür sein Kapital riskieren wollte. Die Stadtgemeinde war gefordert.
Die "Erweiterte Fortbildungsschule für Mädchen" in Würzburg
Nach der königlichen Genehmigung zur Errichtung der Erweiterten Fortbildungsschule für Mädchen, “welche eine gründlichere und allseitigere Ausbildung erstreben, wie sie die gewöhnliche weibliche Fortbildungsschulen mit ihrer geringen Zahl der Unterrichtsstunden und der ungleichen Beschaffenheit des Schülermaterials zu gewähren vermag”, fanden sich die ersten 46 Schülerinnen am 2. November 1897 zum Unterricht im Chemischen Hörsaal in der Maxstraße ein, der “theils Vor-, theils Nachmittags” stattfand. Insgesamt wurden 13 Unterrichtsstunden wöchentlich erteilt, wie nebenstehende Stundentafel aus dem ersten Lehrplan von 1897 verdeutlicht. Die Lerninhalte dieses Lehrplans der Erweiterten Fortbildungsschule sind methodisch an das Riemerschmid’sche Vorbild aus München angebunden, wie sie die Königliche Stadt-Schulkommission hervorhebt.
Damals wie heute: Duale Bildung in der Kritik
Mit dem freiwilligen Besuch konnten die ersten "Wirtschaftsschülerinnen" in Würzburg “ihre in der Werktags-Volksschule erlangte Bildung ... befestigen” sowie ihre Kenntnisse um die “Bedürfnisse des praktischen (Berufs-)Lebens” erweitern.
Mit ihrer Schulwahl waren die jungen Frauen vom Besuch der gesetzlichen Sonntagsschule freigestellt. Damit erfüllt die Erweiterte Fortbildungsschule für Mädchen ein Kriterium dessen, was heutzutage als “Duales Ausbildungssystem” gerühmt und doch gleichzeitig kritisiert wird. Anlässlich der Pläne der Stadt Würzburg von 1908, die Erweiterte Fortbildungsschule um eine Kaufmännische Fortbildungsschule zu ergänzen, plädiert Herr F. Wolf vom Vorstand der Handels- und Gewerbekammer für Unterfranken und Aschaffenburg in seinem Schreiben an die Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg unter dem Datum vom 4.8.1908 für eine Ausnahmeregelung von der ansonsten äußerst strikt zu handhabenden Absenzenregelung: Es sei ja wohl klar, dass bei der jährlichen Inventur Geschäftsinteressen den schulischen Pflichten vorangingen.
Des weiteren empfiehlt er eine Adaption des Fächerkanons und Lehrplans an die veränderte Geschäftspraxis. Zum einen fordert er die Einführung eines weiteren Wahlfaches neben Stenographie und Französisch, nämlich die “Handhabung der im heutigen Geschäftsleben so weit verbreiteten Schreibmaschine” zu unterrichten, “da sich die Bedienung der letzteren besonders für weibliche Hände eignet”. Schließlich hält er es für unabdingbar, dass “der Buchführung, insbesondere der doppelten, ... Zeit zu gute kommen ... möge, während andererseits der Unterricht über die in Frage kommenden Bestimmungen des Handels- und Wechselrechts sich auf das Allernotwendigste beschränken” könne.
Doch zurück zu den Anfängen...
Wachsen und Wandern
Joseph Dahinten (1897 - 1923)
Wenn es eine Konstanz in der wechselvollen Geschichte der Schule gibt, dann ist es die Konstanz des Wechsels des Schulhauses. Mit dem stetigen Wachsen der Schülerinnenzahlen von 46 im einzügigen Anfangsjahr über 191 mit zweizügiger Oberstufe zur Jahrhundertwende bis auf 370 zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 war eine Suche nach einer steten “Heimat” verbunden. Schon im zweiten Jahr verließ die Erweiterte Fortbildungsschule den Chemischen Hörsaal, um in der Pleicher Schule angemessenere Räumlichkeiten zu finden. Mit der Fertigstellung des Südflügels der Schillerschule in der Sanderau schien schließlich im letzten Vorkriegsschuljahr eine dauerhafte Bleibe mit sechs Klassenzimmern gesichert.
Neben diesem originären Wachstum wurde der Erweiterten Fortbildungsschule im Jahr 1908 die Kaufmännische Fortbildungsschule zu- und untergeordnet. Mit Datum vom 08. Juli 1908 wendet sich der Stadtmagistrat Würzburg an die Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg mit der Bitte um Genehmigung der Errichtung einer kaufmännischen Fortbildungsschule für Mädchen durch die Stadt Würzburg. Die “neue Schule soll”, so der Stadtschulrat Valentin Ullrich in seinem Anschreiben, “ ... am 18. September 1908 in den Räumlichkeiten der Erweiterten Fortbildungsschule für Mädchen eröffnet werden.” Der Kammer des Innern bei der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg als zuständige Genehmigungs-Mittelbehörde wird mit gleichem Schreiben (AZ: 25225/30540) auch der Entwurf der Satzung für die neu zu errichtende Anstalt zugeleitet. §1 des Satzungsentwurf, der dann auch unverändert in die Satzung einfließt, legt fest, dass die Kaufmännische Fortbildungsschule für Mädchen als “eine an die Erweiterte Fortbildungsschule für Mädchen angegliederte, ... jedoch selbständige öffentliche Lehranstalt der Stadt Würzburg” vorgesehen ist. Oberlehrer Joseph Dahinten versah an der Erweiterten Fortbildungschule die “technische” Leitungsfunktion als Lehrerobmann, einen Schulleiter als Dienstvorgesetzten besaß die Schule bis zum Ende des Kaiserreichs nicht.
Die unterschiedlichen Gewichte von Erweiterter Fortbildungsschule für Mädchen und Kaufmännischer Fortbildungsschule für Mädchen wird auch zahlenmäßig deutlich, wenn einer Anlage zu einer Stellungnahme der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg an die Königl. Stadtschulkommission vom 04.09.1916 zu einer eventuellen Umwandlung der Erweiterten Fortbildungsschule für Mädchen in eine Mädchenmittelschule zu entnehmen ist, dass immerhin 17.968 Mark für die Erweiterte, aber nur 3.928 Mark für die Kaufmännische Fortbildungsschule im städtischen Haushalt angesetzt sind.
Handelsschule als neuer Name angeregt
Erst der fortdauernde Aufschwung der Erweiterten Fortbildungsschule rief in Würzburg private Konkurrenz auf den Plan. Ein Gesuch von Georg Beyl zur Genehmigung der Gründung einer privaten Handelsschule aus dem Jahr 1912 veranlasst die Kgl. Stadt-Schulkommission Würzburg zu einer Stellungnahme an den Stadtmagistrat Würzburg vom 05. August 1912. Die Kommission äußert sich zurückhaltend über die Perspektive einer privaten Handelsschule für Mädchen in der Stadt. Sie führt u.a. an:
der Bedarf sei mit den beiden kommunalen Fortbildungsschulen bereits gedeckt, die im Unterschied zu der zu gründenden privaten Einrichtung Schulcharakter, nicht nur Fortbildungscharakter besäßen;
die zugkräftige Bezeichnung “Handelsschule” dürfe nicht allein der privaten Konkurrenz überlassen bleiben, wie sie Georg Beyl für seine Neugründung wünsche. Es müsse auch bestehenden Institutionen Zugang zu einer Umbenennung möglich sein, die ihren Ausbildungsschwerpunkten entspreche.
Als negativ muss die Gegenäußerung der Regierungs-Mittelbehörde nach der dürren Aktenlage angesehen werden. Dies lässt zumindest ein erneuter Vorstoß der Stadt Würzburg vom 04.09.1916 vermuten, indem sie der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg anträgt, die Erweiterte Fortbildungsschule in eine “Mädchenmittelschule” umzubenennen. In einem Aktenvermerk wird dieses Ansinnen der Stadt seitens der Regierung schlicht als “nicht glücklich” bezeichnet.
Schule im Krieg
Schon zu Beginn des I. Weltkrieges musste die Erweiterte Fortbildungsschule ihre angestammten Räume zugunsten eines Reservelazaretts aufgeben. Erst mit dem 17. Mai 1920 konnte sie ihre regulären Schulsäle wieder beziehen. Dazwischen lagen behelfsmäßige Umzüge – u.a. ins Elisabethenheim, Koellikerstr. und in die Pleicher Schule, und vielfältige “Unterrichtsaussetzungen” in der kalten Jahreszeit wegen Kohlemangels in den öffentlichen Gebäuden und der Reichsbahn, die mangels Dampf nicht verkehren konnte. Die Äußerlichkeiten konnten nicht über die innere Deformation des schulischen Lebens während der Kriegs- und Nachkriegszeit hinwegtäuschen.
Wurde noch anfänglich der Schulunterricht durch Feiern anlässlich von “Waffenerfolge[n] unserer Heere, ...de[s] Friedensschlus[ses] mit Großrußland, ... verschiedentlich auch durch Lichtbildvorträge zur Werbung für die Kriegsanleihen” aufgelockert, wurde zunehmend Ernüchterung spürbar: Schülerinnen standen Spalier bei der Durchfahrt von Lazarettzügen und trugen “zur Erbauung des unterfränkischen Krüppelheimes ... namhaft” bei. Schließlich – so der Berichterstatter- lag zu und nach Kriegsende “zu einem an der Schule nicht gewohnten Weise ... die Arbeitslust ... vielfach darnieder und erforderte scharfe Gegenmaßnahmen...”, die nach den Steckrübenwintern wenig hilreich waren. Selbst der evangeliche Religionslehrer, Stadtvikar Bürkstümmer, erlag zum Kriegsende einer Grippe mit anschließender Lungenentzündung.
Die Städtische Handelsschule
Ein neuer Name für die Schule
Als nach dem 1. Weltkrieg im Jahr 1920 das 8. Werktagsschuljahr eingeführt wurde, ist die Erweiterte Fortbildungsschule für Mädchen auf zwei Jahrgangsstufen (Unterklasse, Oberklasse) verkürzt worden. Der Ausfall eines ganzen Schuljahrgangs ermöglichte - schon um die Lehrer voll zu beschäftigen - eine Mehrung der Stundenzahl und eine Vertiefung der einzelnen Unterrichtsfächer. Tatsächlich hatte Würzburg mit dieser Schule also bereits eine zweistufige Handelsschule, die den damals in anderen Städten existierenden Handelsschulen gleichkam. Mit Beginn des Schuljahres 1922/23 wurde die Schule folgerichtig in „Städtische Handelsschule für Mädchen“ umbenannt. Interessant für den heutigen Leser sind sicher einige originale Textstellen aus dem städtischen Verwaltungsbericht der Jahre 1921-24, die treffend die damalige Bedeutung der Schule charakterisieren:
„Im ersten Berichtsjahr durfte die Schule auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken, wohl Anlaß genug zu einer Gedenkfeier! Der Ernst der Zeit aber und die dunkle Zukunft des Deutschen Volkes einerseits, andererseits die Einfachheit der Anstalt als einer Schule des Volkes, die von jeher festlicher und werbender Veranstaltungen sich enthielt, rechtfertigte auch diesmal den Verzicht. Es genügt die einfache Feststellung, dass die Erweiterte Fortbildungsschule langsam, aber zielsicher zum Segen Tausender von Mädchen wirkte und anerkennenswerter Leistungen sich erfreuen konnte.“
Historisches Zeugnis
Zur Weiterentwicklung und Umbenennung in „Handelsschule“ schreibt der Berichterstatter weiter: „Mit der Umwandlung in die Städtische Handelsschule war nicht allein eine bestehende Lücke zwischen höherer Mädchenschule und Berufsfortbildungsschule ausgefüllt, sondern auch einem praktischen Bedürfnis genügt, da hier für schulpflichtige Mädchen keine passende Ausbildungsgelegenheit besteht, ganz im Gegensatz zu den Knaben. Die Nachfrage nach weiblichem Hilfspersonal wuchs täglich. Eine ganz auffallende Erscheinung beispielsweise war es, dass die 1922 zu entlassenden Mädchen fast sämtlich schon vor Ostern untergebracht werden konnten. Der Schulausbau hat endlich auch die Härten beseitigt, die aus der eigenartigen Schulentwicklung einem Teil der Bürgerschaft erwuchsen. Während Katholikinnen, die eine höhere Mädchenschule nicht besuchen können oder wollen, in klösterlichen Mädchenmittelschulen unschwer unterkommen, besteht für die übrigen Bekenntnisse eine ähnliche Gelegenheit nicht. Da die Städtische Handelsschule in der Allgemeinbildung den Mädchenmittelschulen keineswegs nachsteht, war diese Schwierigkeit leicht zu beheben, konnte also über eine Unterlassung oder Zurücksetzung nicht mehr geklagt werden.“
Die Stundentafel der Handelsschule wurde leicht abgeändert. Für die Allgemeinbildung war durch die Ausbildung in „Stil, Rechtschreiben, praktische Rechenfertigkeit und formale Geistesschulung“ gesorgt. Die fachliche Ausbildung wurde durch geringe Abänderungen ergänzt.
„Wechselkunde“ in der Unterklasse wurde durch „Handelskunde“ ersetzt, in der Oberklasse kam „Handelsgeographie mit Warenkunde“ dazu und die Stundenzahl für „Rechnen“ und „Buchführung“ wurde vermehrt. Interessant ist auch, dass „Französisch“ durch die Welthandelssprache „Englisch“ ersetzt und zum Wahlfach „herabgewürdigt“ wurde. „Maschinenschreiben“ wurde in der Oberstufe im Kurssystem mit insgesamt 24 Jahreswochenstunden nach Bedarf, d.h. nach Anmeldung eingerichtet.
Das Schuljahr 1923/24 brachte mit 145 Schülerinnen doppelt soviel Neuanmeldungen wie in den Vorjahren. Es musste eine neue Klasse eingerichtet werden und der Klassendurchschnitt stieg auf 32 Schülerinnen. Bisher wurde kein Schulgeld erhoben. Der Ausbau der Schule zur Handelsschule hatte aber zur Folge, dass die Kosten stiegen und deshalb wurde ab 1.Oktober 1923 „...von hiesigen Schülerinnen außer einer belanglosen Einschreibgebühr ein Jahresschulgeld von 24 M, von auswärtigen der doppelte Betrag erhoben - ein Satz, der immer noch um die Hälfte hinter den an staatlichen Schulen erhobenen Beträgen zurückbleibt.“
Die Leitung der Städtischen Handelsschule für Mädchen war - wie seit der Gründung im Jahre 1897 - dem inzwischen zum Handelsoberlehrer beförderten Joseph Dahinten übertragen. Dieser erkrankte allerdings Anfang Januar 1922 und musste sich einer schweren Operation unterziehen. Von dieser hat er sich leider nicht mehr erholt und erlag seiner Krankheit am 17. August 1923. Über ihn liest man in dem Verwaltungsbericht: „Dahinten ward mit der Gründung der Schule als erster Lehrer und Leiter aufgestellt und hat ihr 25 Jahre mit seltenem Eifer und größter Umsicht vorgestanden. Stets auf eine zeitgemäße Entwicklung und Ausgestaltung der Schule bedacht, hat er noch die Vorarbeiten zur Überleitung der Anstalt in eine Handelsschule erledigt, die Verwirklichung seines Lieblingswunsches aber nicht mehr erlebt.“ Als sein Nachfolger wurde Handelsoberlehrer Dr. Johann Dauber aus der Knabenfortbildungsschule ernannt, Mitte Januar 1924 übernahm er seine Dienstgeschäfte. Hauptamtliche Lehrkräfte an der Handelsschule waren damals die Handelsoberlehrerinnen Emma Dittmeyer, Babette Hofmann, Emilie Müller und Franziska Bräu, als Aushilfen wurden die Schulamtsbewerberinnen Antje Hauck und Magdalena Lamm beschäftigt.
Dr. J. Dauber (1924 - 44)
Von 1930 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges
Einige Details der Schulgeschichte aus den 30er und 40er Jahren kann man Berichten entnehmen, die kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs über diese Zeit erstellt wurden. Sie stammen vom früheren Stadtschulrat Gustav Walle und dem Leiter der Handelsschule Dr. Dauber. Erwähnt werden muss, dass Herr Dr. Dauber zum 1. April 1934 neben der Leitung seiner Schule das Amt des Stadtschuldirektors übertragen bekam. Er löste den politisch in Ungnade gefallen Gustav Walle ab. Dr. Dauber wurde vom damaligen Oberbürgermeister
Memmel beauftragt, einen Organisationsentwurf für die beruflichen Schulen in Würzburg zu erstellen. Dieser Entwurf wurde Ende 1939 von der Stadtverwaltung angenommen und am 1. Januar 1940 verwirklicht. Der Organisationsplan wies für die Berufsausbildung folgende drei Gruppen auf: Gewerbliche Schulen (Berufsschule, Handwerker- und Meisterschule), Kaufmännische Schulen (Zweijährige Handelsschule, Berufsschule, kaufmännische Berufsfachlehrgänge) und Hauswirtschaftliche Schulen (Berufsschule, Haushaltungsschule, Frauenfachschule).
Für die Entwicklung der damals zweijährigen Handelsschulen hatte es besondere Bedeutung, dass diese Schulart durch ein 1932 geschlossenes Länderübereinkommen berechtigt war, unter bestimmten Bedingungen das Zeugnis der „mittleren Reife“ zu erteilen. Nachdem die Würzburger „Städtische Handelsschule für Mädchen“ diese Voraussetzungen (30 Wochenstunden, Aufnahmeprüfung in Aufsatz, Rechnen, Geschichte und Erdkunde sowie Abschlussprüfung) erfüllte, wurde sie 1934 ministeriell anerkannt, und die Zeugnisse mit dem Vermerk „Mittlere Reife“ konnten ausgestellt werden.
In der Folgezeit wuchs die Zahl der Schülerinnen ständig. Wurden 1932/33 noch 163 Schülerinnen in sechs Klassen gezählt, so stieg die Zahl der Schülerinnen auf 309, die im Schuljahr 1938/39 in 8 Klassen unterrichtet wurden. Gustav Walle hebt in seinem Bericht hervor, dass die Schulabgänger in Betrieben und Behörden leicht unterkamen, da der Besuch der Handelsschule als Empfehlung galt. Offensichtlich hatte die Handelsschule auch bei der staatlichen Schulaufsicht einen guten Ruf, da ihr alljährlich die Anerkennung der Regierung ausgesprochen wurde. Vom guten Leistungsstand zeugten u.a. die vielen Preise, die sich Schülerinnen beim Wettschreiben in Kurzschrift holten. Für damalige Verhältnisse war die Schule gut ausgestattet. So verfügte sie über knapp 50 Schreibmaschinen und diverse Rechenmaschinen. In der Maxschule wurde sogar ein „Musterkontor", ein Vorläufer der heutigen Übungsfirmen, besucht.
Stadtschulrat Walle erwähnt in seinem Bericht weiterhin, dass rund ein Drittel der Schülerinnen aus dem Umland kamen. Die letzten jüdischen Schülerinnen mussten am 1. Januar 1936 aus der Handelsschule ausscheiden, als die Aufnahme jüdischer Schülerinnen ministeriell verboten wurde. Die Kriegszeit brachte für die Würzburger Handelsschule viele Probleme und Erschwernisse mit sich. Eine positive Änderung war, dass ab 1941 auch Jungen die Schule besuchen durften.
Der Zusatz „für Mädchen“ wurde aus dem Namen gestrichen. Da damals vor allem Frauen unterrichteten, konnte der Schulbetrieb ohne Einschränkungen weitergeführt werden. In der Liste der Lehrkräfte findet man Namen, die teilweise auch nach dem Kriege noch lange Jahre an Würzburger beruflichen Schulen lehrten: Franziska Bräu (schon seit den 20er Jahren dabei), Anna Döpfert (nach ihrer Heirat Anna Wilhelm, FL für Kurzschrift und Maschinenschreiben), Luise Höltgen, Wilhelmine Rolle, Dr. Alfred Lieb, Ludwig Schöner, Franz Josef Stenger (Schulleiter ab 1949) und Leonhard Weiß.
Bis zum Kriegsende musste die Handelsschule mehrmals das Schulgebäude wechseln. Nachdem die Schillerschule aus allen Nähten platzte, fand man ab 1941 in der Kleistschule in der Münzstraße eine neue Heimat. Als dort 1944 ein Lazarett errichtet wurde, zog man in die Maxschule um, wo man Ende Januar 1945 wieder einem Lazarett weichen musste. Als Notquartier bekam man eine Schulbaracke in der Kirchbühlstraße zugewiesen.Die Sommerferien 1944 wurden am 20. August vorzeitig beendet, die Schüler wurden in der Schule versammelt und dann zum Hopfenpflücken oder zum Ernteeinsatz eingeteilt. Von den Jungen der Oberklasse wurden Schüler als Wehrmachts- oder Flakhelfer und zum Arbeitsdienst eingezogen. Auch aus den Mädchenklassen wurden Schülerinnen zum Arbeitseinsatz an den „Westwall“ abgeordnet oder vom Arbeitsamt für Büroarbeiten angefordert. Am 11.12.1944 begannen die Weihnachtsferien und als diese zu Ende waren, blieb die Schule wegen Mangel an Heizmaterial geschlossen. Wegen der Bombenangriffe stellte die Regierung von Mainfranken später den Unterricht ganz ein. Nur die Oberklasse der Handelsschule erhielt eine Ausnahmegenehmigung. In Wirklichkeit aber fand nur noch wenig Unterricht statt. Kaum hatte der Unterricht begonnen, ertönte die Luftschutzsirene und Lehrer und Schüler flüchteten in den nahe gelegenen öffentlichen Luftschutzraum. Auswärtige Schüler konnten wegen der Tieffliegerangriffe kaum mehr erscheinen. Die restlichen Schüler konnten bestenfalls noch eine Notabschlussprüfung ablegen.
In der Bombennacht vom 16. März 1945 wurde die Schulbaracke völlig zerstört. Da kein Keller vorhanden war, wurden alle Bücher, Lehrmittel und Akten ein Raub der Flammen. Damit waren auch alle Unterlagen zur Geschichte der Städtischen Handelsschule vernichtet.
Die Wiedereröffnung der Städtischen Handelsschule mit dem Schuljahr 1949/50 fand unter denkbar schlechten räumlichen Verhältnissen statt. Im ersten Jahresbericht des neuen Schulleiters Franz Josef Stenger werden die Schwierigkeiten deutlich. Fünf Klassen mit 182 Schülern und Schülerinnen begannen den Unterricht im Gebäude der damaligen Mozartschule, die 1938 im Gebäude der Englischen Fräulein in der Annastraße errichtet worden war. Die Zimmer wurden im Wechsel zwischen Vor- und Nachmittag auch von Klassen der Städtischen Mädchenmittelschule benutzt. An Samstagen mussten die Klassen der Handelsschule in Säle der Pestalozzischule ausweichen. Das war der erste Kontakt der Handelsschule mit dem Stadtteil Grombühl.
Schulleiter beim Wiederbeginn wurde der schon als Lehrer bis 1945 an der Schule tätige Handelsstudienrat Franz Josef Stenger. Er war 1933 von der kaufmännischen Berufsschule an die Städtische Handelsschule versetzt worden.Mit ihm unterrichteten 5 hauptamtliche und 4 nebenamtliche Lehrkräfte: Friedrich Arlt, Franziska Bräu, Dr. Eduard Dolata, Rudolf Lauppe,
Ludwig Schöner, Dr. Marianne Pfeifer, Wilhelmine Rolle und als Religionslehrer P. Laurentius Pfennig O.S.A. und Stadtpfarrer Christian Rieger. Ein Schuljahr später stießen dazu Erika Frank, Luise Höltgen, Ludwig Kugler, Anneliese Mohr, Erika Jäger (später verheiratete Albert) und Ernst Hengstenberg.
FJ Stenger (1949 - 51)
Was ist bemerkenswert an diesem ersten Schülerjahrgang nach dem Krieg? Da sind zunächst demokratische Einrichtungen zu entdecken. So wurde „...frei und unbeeinflußt...“ in jeder Klasse ein Klassensprecher und sein Stellvertreter und eine Elternvertretung gewählt. Schulgeld wurde mit 5,00 DM pro Monat von jedem Schüler erhoben, allerdings waren 33 Schüler ganz oder teilweise davon befreit. Für bedürftige Schüler wurde der Schule eine staatliche Ausbildungsbeihilfe von 1.650,00 DM zugeteilt, die nach einem Punktesystem an die einzelnen Schüler verteilt wurde, wobei die Leistungen und die sozialen Verhältnisse berücksichtigt wurden. Die Ergebnisse der Aufnahmeprüfung - so vermerkt Herr Stenger in seinem Bericht - zeigten einen „bedauerlichen Tiefstand der Vorbildung“. Insbesondere genügten die Leistungen vieler Schüler in der deutschen Sprache und im Rechnen nicht den Anforderungen. Vor allem die Handschriften ließen sehr viel zu wünschen übrig. Auch über das Verhalten der „Nachkriegsschülergeneration“ beklagte sich der Schulleiter: „Anstandswohlverhalten ist vielen Jungen und Mädchen der Gegenwart fast unbekannte Begriffe geworden. Deshalb werden die Schüler im 1. Monat des Schuljahres mit ‘Knigge’ bekannt gemacht. Der Umgang mit Menschen sollte in allen Schulen zum Unterrichtsgegenstand gemacht werden“.
Interessant ist auch die Zusammensetzung des ersten Schülerjahrgangs. Am Ende des Schuljahres besuchten noch 168 Schüler und Schülerinnen die Schule. Davon waren - 46 Knaben und 122 Mädchen, - 81 Würzburger, 16 evakuierte Würzburger und 71 auswärtige Schüler, - 144 Einheimische und 24 Heimatvertriebene. Bei 27 Schülern wurde der Vater als tot gemeldet, vermutlich im Krieg gefallen. Das Einzugsgebiet der Schule ging schon damals weit über die Grenzen Würzburgs hinaus. Es reichte von Volkach und Dettelbach im Osten über Aidhausen im Norden, Rieneck und Mittelsinn im Westen bis Ochsenfurt, Marktbreit und Uffenheim im Süden. Am Schuljahresende 1950/51 verließ mit den ersten Absolventen auch der Schulleiter Franz Josef Stenger wegen Erreichen der Altersgrenze die Schule. Nur zwei Jahre in dieser Funktion, hat er sich doch in dieser schwierigen Zeit mit der Wiedereröffnung der Schule große Verdienste erworben. Sein Nachfolger wurde Dr. Eduard Dolata. Seit 1937 war Herr Dr. Dolata in Würzburg an der kaufmännischen Berufsschule tätig, ab 1940 als deren erster Direktor nach der Trennung von der gewerblichen Berufsschule. Nach dem Krieg begann er seinen Dienst wieder an der Handelsschule.
Dr. E. Dolata (1951 - 64)
Umzug ins Grombühl
Mit der neuen Schulleitung begann für die Schule ein neuer Abschnitt. Es folgte der Umzug in den Stadtteil Grombühl in die damals schon teilweise wieder aufgebaute Josefschule. Turnhalle und zweites Geschoss waren noch nicht zu benutzen, so dass die Schulraumnot wie bisher zu Schichtunterricht zwang. Erst mit dem Schuljahr 1952/53 konnte das zweite Stockwerk wieder genutzt werden. Die Gründung einer Staatlichen Mittelschule für Knaben und ihre Unterbringung in der Josefschule machte das gute Raumangebot wieder zunichte. Auch die Leitung dieser Schule musste Herr Dr. Dolata zusätzliche übernehmen, bis die Mittelschule ab
1956/57 auszog und in die Adalbert Stifter Schule übersiedelte. Dafür wurden wieder zwei Schulsäle an die kaufmännische Berufsschule abgetreten. Der Wiederaufbau der total zerstörten Stadt ging nur langsam voran. Bis zum Beginn der 60er Jahre stieg die Schülerzahl an der Städt Handelsschule langsam aber stetig an. Im Schuljahr 1959/60 wurden 468 Schüler und Schülerinnen in 15 Klassen unterrichtet. 19 hauptamtliche und 10 nebenamtliche Lehrkräfte waren damals an der Schule tätig.
Die wieder aufgebaute Josefschule
Die Vereinheitlichung des Handelsschulwesens zu Beginn der 60er Jahre führte auch in der Städtischen Handelsschule zu Änderungen in den Stundentafeln und Lehrplänen. Eine eigene Schulordnung (SchOHa) und eine Prüfungsordnung bringt die Erweiterung der Schule auf drei Jahrgangsstufen. Schon mit dem Schuljahr 1957/58 begann die Handelsschule mit der Einrichtung dieses dreijährigen Zweiges. Die zweijährige Handelsschule wurde rasch abgebaut, denn nach einem Erlass des Kultusministerium durfte die “Mittlere Reife” nur noch nach drei Schuljahren erteilt werden. Mathematik und Naturwissenschaften (in speziellen N-Klassen) und das Wahlfach Französisch schaffen eine Erweiterung des allgemeinen Bildungsangebots und erleichterten dadurch den Wechsel begabter Absolventen auf höhere Schulen.
Die rasante Entwicklung der Wirtschaft und steigende Geburtenzahlen brachten in diesen Jahren einen verstärkten Zulauf zur Städtischen Handelsschule. Der “Schülerberg” führte zu großen Klassen mit teilweise über 40 Schülern und wieder zu großer Raumnot. Eine ständige Suche nach zusätzlichen Schulräumen prägte die 60er und 70er Jahre So war jahrelang eine Klasse in einem Nebenraum des alten Pfarrsaales der Kirchengemeinde St. Josef neben der Schule untergebracht, der notdürftig als Schulsaal eingerichtet und der nur über eine steile Treppe zu erreichen war. Sechs Schulsäle fanden sich an Samstagen in der kaufmännischen
Berufsschule in der Zentralschule. An den anderen Wochentagen war der gesamte Unterricht nur durch Schichtunterricht und “Wanderklassen” zu bewältigen.
Mit Ende des Schuljahres 1964 trat Herr Dr. Dolata in den Ruhestand. 13 Jahre hatte er mit Umsicht und Energie die Schule nach dem Kriege wieder aufgebaut. Viele ehemalige Schüler und Lehrer erinnern sich noch heute an seine zwar strenge, aber auch großzügige Art. Zu seinem Nachfolger berief der Stadtrat Herrn Eduard Rößler.
Die Städtische Wirtschaftsschule
Wieder ein neuer Name
Das Gesetz über das berufliche Schulwesen von 1972 brachte für die Städtische Handelsschule die zweite Namensänderung. In ganz Bayern wurden die Handelsschulen in Wirtschaftsschulen umbenannt. Dieser Name sollte der auch inhaltlich - fachlichen Veränderungen besser Rechnung tragen. War das nötig? Wir waren alle etwas enttäuscht, vor allem die älteren Lehrkräfte der Schule trauerten dem alten Namen “Handelsschule” nach. Verband sich mit diesem doch in der Öffentlichkeit die Tradition und der gute Ruf der Schule.
Dieser gute Ruf führte dazu, dass die Schule ab dem Schuljahr 1976/77 Seminarschule wurde. Rund 130 Referendare machten seit dieser Zeit in der Städtischen Wirtschaftsschule erste Unterrichtsversuche und wurden zu guten Lehrerinnen und Lehrern ausgebildet. Der gute Ruf der Schule brachte aber auch einen weiteren Anstieg der Schülerzahlen. Die größte Schülerzahl ihrer Geschichte hatte die Städtische Wirtschaftsschule im Schuljahr 1978/79: 729 Schüler und Schülerinnen wurden in 23 Klassen unterrichtet. Ungelöst war deswegen weiterhin das Raumproblem, das bis in die 80er Jahre ständige Auslagerungen von Klassen in die Burkarder Schule und die Pestalozzischule und viele Hin- und Herfahrten für die Lehrkräfte verursachte. Eine gewisse Entlastung brachte der Neubau des kaufmännischen Berufsbildungszentrums in der Sanderau. Ursprünglich war dort für die Städtische Wirtschaftsschule ein ganzer Block eingeplant. Dieser wurde jedoch wegen der nachträglichen Vergrößerung der s.Oliver-Arena (damals noch Carl-Diem-Sporthalle) wieder gestrichen und die Schule blieb in der Josefschule. Ein Stockwerk im Block B des KBBZ, d.h. 9 Schulsäle wurden uns ab 1980/81 für eine Außenstelle zugeteilt. Die Fachräume für Maschinenschreiben und Maschinenrechnen waren aber in der Josefschule eingerichtet, so dass die Klassen tageweise wechseln mussten. Eine entscheidende und bis heute bedeutsame Weiterentwicklung brachte das Schuljahr 1974/75. Neben der dreijährigen Wirtschaftsschule begann die Einrichtung der vierjährigen Wirtschaftsschule mit der Differenzierung in H- und M-Zweig. Diese vierstufige Form - die Klassen wurden jetzt 7, 8, 9 und 10 genannt - setzte sich in den folgenden Jahren immer mehr durch, konnte aber die bewährte dreijährige Wirtschaftsschule nicht ganz verdrängen. Besonders die privaten und kommunalen Wirtschaftsschulen, so auch unsere Schule, führten beide Formen nebeneinander.
Der Traum des Schulleiters Eduard Rößler, einmal ein neues eigenes Schulhaus für seine Schule zu bekommen, konnte leider nicht verwirklicht werden. Am 31. Dezember 1981 trat er in den Ruhestand. In seine Amtszeit fielen entscheidende Änderungen in der Handels- und späteren Wirtschaftsschule: Die Namensänderung, die vierjährige Form, die neu konzipierten Fächer Betriebsorganisation und Rechnungswesen. Bei diesen Reformen war Herr Rößler maßgeblich beteiligt. So war er als Mitglied in Kommissionen beim Staatsinstitut für Schulpädagogik tätig und arbeitete dort an den Lehrplänen für Betriebsorganisation, Rechnungswesen und Betriebswirtschaftslehre mit. Bei seiner Verabschiedung erwähnte er die Probleme der Städtischen Wirtschaftsschule und unterstrich bei seinem Dank an das Kollegium: “...Es gab Hochs und Tiefs, letztere wesentlich mitbestimmt durch die räumliche und sachliche Zwangssituation, unter der die Schule zu leiden hatte. Trotz aller Widrigkeiten ist es uns gemeinsam gelungen, den Intentionen und Zielsetzungen unserer Schule voll zu entsprechen.”
Zu seinem Nachfolger wurde aus dem Kreis des Kollegiums Herr Oskar Lipecki ernannt. Schon als Schüler hatte Herr Lipecki 1949 bis 1951 die damalige Handelsschule besucht. Nach seinem Studium als Diplomhandelslehrer kehrte er 1960 als Lehrkraft an die Schule zurück. Aufgrund seiner Fähigkeiten wurde er schon frühzeitig zum Betreuungslehrer für Referendare, zum Beratungslehrer und zum Fachbetreuer bestimmt. Bei seinem Amtsantritt 1982 schrieb er in seinem ersten Jahresbericht: “Mein Bestreben wird es sein, im Mittelpunkt aller Bemühungen immer den Schüler zu sehen. Mithelfen möchte ich, dass der gute Geist und das familiäre Klima, das an unserer Schule herrscht, erhalten bleiben.” Dieses Ziel hat er in seiner Amtszeit erreicht. In der Sache klare Entscheidungen, soviel Freiheit wie möglich und nur soviel Regelungen wie nötig - das war sein Standpunkt.
Oskar Lipecki (1982 - 95)
Umzug in die Pestalozzischule
Der Umzug von der Josefschule in die Pestalozzischule, die Weiterentwicklung der Wirtschaftsschule, das neue Konzept für die Wirtschaftsschule der 90er Jahre und den Eintritt in das nächste Jahrhundert waren die Höhepunkte der Zeit von 1982 - 1995.
Im April 1982 wurde erstmals in der Geschichte der Schule ein Kunstwettbewerb durchgeführt. Man wollte damit den vielen künstlerisch tätigen Schülern die Gelegenheit geben, an die Öffentlichkeit zu treten, und andere Schüler anregen, sich mit der Kunst auseinanderzusetzen. Nach 33 Jahren Josefschule erfolgte im Jahre 1983 der Umzug in die Pestalozzischule. Mit einem Schulfest nahm die Schulfamilie Abschied von ihrem alten Schulhaus, das im Laufe der Jahrzehnte zu klein geworden war. Durch den Umzug hat sich die Raumsituation erheblich verbessert. Jetzt konnte auch der Sportunterricht voll erteilt werden, da nun zwei Sporthallen zur Verfügung standen
Die (vorerst?) letzte Station
Im August 1983 trat eine neue Schulordnung für die Wirtschaftsschule in Kraft. Die neue Wirtschaftsschulordnung (WSO) festigte vor allem den Charakter der Wirtschaftsschule als Berufsfachschule. Der Stellenwert der Wirtschaftsschulen als eigenständige Berufsfachschule mit mittlerem Bildungsabschluss wurde damit abgesichert. Entsprechend den Zeiterfordernissen wurde die Stundentafel aktualisiert und die Fachpraxis noch verstärkt. Das Fach Datenverarbeitung, das bisher in der Betriebsorganisation enthalten war, wurde eigenständiges Fach. Durch die Einführung der Übungsfirma im Wahlfach Betriebswirtschaftliche Übungen erhielt die Wirtschaftsschule eine Chance zur Weiterentwicklung und Profilierung innerhalb des bayerischen Schulwesens. Die durch die neuen Lehrpläne vorgeschriebenen Anforderungen verlangten im Schuljahr 1984/85 erhebliche Investitionen in den Maschinenpark der Schule. Die finanziellen Aufwendungen für die Übungsfirma und eine neue EDV-Anlage wurden gemeinsam durch die Stadt Würzburg und die Elternspende finanziert. Die moderne und hervorragende technische Ausstattung der Schule und das große Engagement des Lehrerkollegiums ermöglichten den Schülern der Wirtschaftsschule eine immer realitätsnähere und praxisbezogenere Ausbildung. 1987/88 begannen die Arbeiten für das “Profil der Wirtschaftsschule der 90er Jahre”. Ein Konzeptionsarbeitskreis arbeitete ein gemeinsames Lehrplanpaket aus, womit eine stärkere Lehrplanintegration angestrebt wurde. Ab dem Schuljahr 1988/89 wurden alle Schularten verpflichtet, die ínformationstechnische Grundbildung im Unterricht einzuführen. Aufgrund ihrer modernen Konzeption hatte die Wirtschaftsschule bis dahin schon ca. 80% der Lernziele und Lerninhalte dieser ITG mit dem Fach Datenverarbeitung abgedeckt. Die schreibtechnischen Fächer Kurzschrift und Maschinenschreiben wurden zu “Textverarbeitung” verknüpft, wobei der Computer die Schreibmaschine ersetzte. Das 1986 in Kraft getretene Bilanzrichtliniengesetz hat bereits im Schuljahr 1987/88 im Fach Rechnungswesen zu wesentlichen Veränderungen geführt.
Im Rahmen allgemeiner Sparmaßnahmen fasste der Stadtrat 1988 einen schwerwiegenden Beschluss, der die Schullandschaft in der Stadt Würzburg hart getroffen hat. Die beiden städtischen Gymnasien und die Städtische Wirtschaftsschule durften ab dem Schuljahr 1988/89 nur noch 3 Eingangsklassen bilden. Für die Wirtschaftsschule bedeutete diese Festschreibung nur noch 2 Eingangsklassen im 4jährigen Zweig und nur eine Eingangsklasse im 3jährigen Zweig. Als Folge dieses Stadtratsbeschlusses sank die Klassenzahl bis 1991/92 auf 11 Klassen. Damit wurde auch die Raumnot der Wirtschaftsschule beendet.
Im Mai 1990 hatte das Kultusministerium die Konzeption der Wirtschaftsschule weitgehend abgeschlossen, sodass die neue Stundentafel und die Lehrpläne bereits mit dem Schuljahr 1990/91 probeweise eingeführt wurden. Durch die Festschreibungen der neuen Lehrpläne wurde im Schuljahr 1992/93 in allen Fächern ein Aktionsrahmen geschaffen, innerhalb dessen es der Wirtschaftsschule ermöglicht wurde, angemessen auf die wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Erfordernisse des nächsten Jahrzehnts zu reagieren. Mit dieser neuen Konzeption wurde rechtzeitig dem Trend zur Büro-, Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft mit den zunehmenden Anforderungen des rationellen Schreibens, des Computereinsatzes sowie der neuzeitlichen Informations- und Kommunikationstechnik Rechnung getragen.
Mit Ablauf des Schuljahres 1994/95 trat Schulleiter Oskar Lipecki in den Ruhestand. Gesundheitliche Probleme machten es ihm unmöglich, seinen Dienst weiterzuführen. Fast 14 Jahre lang hat er die Städtische Wirtschaftsschule geführt und in dieser Zeit Atmosphäre und Geist der Schule entscheidend geprägt. Nach 35 Jahren als Lehrer und Schulleiter verließ er “seine” Schule, die ihm viel verdankt. Nachfolger wurde Dieter Wolpert. Auch er war - wie sein Vorgänger - Schüler der damaligen Handelsschule und kam nach dem Abitur und dem Studium 1962 als Diplomhandelslehrer an die Schule zurück, seit 1989 war er Ständiger Vertreter des Schulleiters.
Dieter Wolpert (1995 - 99)
Schon zum 31. Januar 1999, nach knapp vier Jahren an der Spitze der Schule, verabschiedete sich Dieter Wolpert in den Ruhestand. Damit endete nicht nur eine Beziehung zwischen einem außergewöhnlichen Pädagogen und seiner Schule, die er über viele Jahre wesentlich mitprägte. Er wird möglicherweise auch als letzter Schulleiter in die Historie eingehen, der die Städtische Wirtschaftsschule als eigenständige Schule führen durfte. Durch seine Berufung als Nachfolger von Oskar Lipecki war eine bereits seit längerem vom Schulträger angedeutete Umorganisation noch einmal verschoben worden. Nun aber sollte die Wirtschaftsschule nach dem Willen des Stadtschulrates Rainer Hartenstein organisatorisch einem Schulzentrum zugeordnet werden.
Eingliederung in das Berufliche Schulzentrum für Wirtschaft und Datenverarbeitung
Der bisherige Stellvertreter des Schulleiters, Studiendirektor Erich Kraus, wurde Außenstellenleiter der Wirtschaftsschule. Der Verlust der organisatorischen Eigenständigkeit bedeutete einen großen Einschnitt für die Schule. Durch den Verbleib der Schule in Grombühl und die eigenständige Organisation des Schulbetriebes konnte die Identität der Wirtschaftsschule nach außen aber weiterhin gewahrt bleiben.
Erich Kraus (1999-2014)
Neuer Schulleiter wurde der Leiter des Beruflichen Schulzentrums für Wirtschaft und Datenverarbeitung, Oberstudiendirektor Einar Kerler. Die organisatorische Eingliederung der Wirtschaftsschule in das Berufliche Schulzentrum mit Sitz im Block E des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums in der Stettiner Straße 1 in der Sanderau machte sich für Außenstehende so gut wie nicht bemerkbar. Dank der umsichtigen gemeinsamen Leitung durch die neue Schulleitung brachte sie sogar einen positiven Entwicklungsschub für die Schule.
Einar Kerler (Zentrumsleiter bis 2011)
Die rückläufigen Anmeldezahlen in der dreistufigen Wirtschaftsschule führten zu einer ersten nach außen sichtbaren Änderung durch die neue Schulleitung, die sich entschloss, die dreistufige Wirtschaftsschule auslaufen zu lassen und stattdessen auf die zweistufige Wirtschaftsschule umzustellen. Der Schulversuch zweistufige Wirtschaftsschule war inzwischen vom Kultusministerium als fester Schulzweig der bayerischen Wirtschaftsschule etabliert worden. Mit ihm wurde Schülern der Hauptschule, die einen Qualifizierenden Schulabschluss erworben hatten, die Möglichkeit eingeräumt, an der Wirtschaftsschule den Mittleren Schulabschluss in zwei zusätzlichen Jahren zu erwerben. Zum Schuljahr 2002/2003 wurden erstmals keine Schüler mehr für die dreistufige Wirtschaftsschule aufgenommen, dafür wurde die erste Klasse der zweistufigen Wirtschaftsschule eingerichtet. Diese Maßnahme führte dazu, dass sich die Gesamtzahl der Klassen an der Städtischen Wirtschaftsschule zum Schuljahr 2004/2005 auf insgesamt zehn verringerte. Mit der Reduzierung auf zehn Klassen entspannte sich die Raumsituation. Von nun an passte das Gebäude in der Pestalozzistraße der neu strukturierten Wirtschaftsschule wie angegossen.
Die räumliche Ausstattung der Schule wurde im gleichen Zeitraum durch die neue Schulleitung Schritt für Schritt verbessert. So wurde ein vierter modern ausgestatteter Fachraum für Datenverarbeitung eingerichtet, die Übungsfirmenräume wurden renoviert, neu eingerichtet und mit neuester Netzwerktechnik ausgestattet. Schüler- und Verwaltungsnetzwerk wurden von Grund auf modernisiert. Dabei sorgte die Umstellung auf das Leasingverfahren
dafür, dass die Fachräume für Datenverarbeitung und die Verwaltungscomputer regelmäßig auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden können.
Am Ende des Schuljahres 2010/2011 verabschiedete sich Herr Kerler in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Studiendirektor Johannes Sieber ernannt, der als Nachfolger von Herrn Kunze seit dem Schuljahr 2007/2008 als Mitarbeiter in der Schulleitung der Wirtschaftsschule Schulleitungserfahrungen gesammelt hatte.
Johannes Sieber (Zentrumsleiter seit 2011)
Der bislang letzte Wechsel in der Leitung der Schule vollzog sich im Jahre 2014, als Herr Erich Kraus sich in den Ruhestand verabschiedete. Seine Nachfolge als neuer Außenstellenleiter der Wirtschaftsschule trat im August 2014 Udo Winkler an. Die von ihm vorher besetzte Stelle des Mitarbeiters der Schulleitung wurde von Frau Heike Gerlinger übernommen.
Udo Winkler (Außenstellenleiter seit 2014)